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salettl2Für das Salettl von Passau-Mariahilf schien nach 130 Jahren das Ende gekommen. Denn als 1976 das Wirtshaus an der Straße nach Schärding geschlossen wurde, brauchte man auch keinen Tanzsaal mehr. Das modrige Salettl, zuletzt nur mehr Schupfen für Brennholz, war dem Besitzer im Weg. Ein Stützgerüst bewahrte es ein paar Jahre gerade noch vor dem Einsturz. Bis sich das Freilichtmuseum Finsterau erbarmte. 

salettl3So kam es, dass das Passauer Salettl, im Jahr 1881 kaum 500 Meter vor der Grenze nach Oberösterreich erbaut, an den Vorsaum der tschechischen Grenze "umzog". Denn dort, im innersten Bayerischen Wald, auf fast 1.000 Meter Höhe, wird seit den 80er-Jahren ein Museum betrieben und stetig weiter ausgebaut. Ein Wirtshaus samt Biergarten mit hochgewachsenen Linden gab es schon, direkt daneben steht seit Oktober 2013 das Salettl. Durch große, rundbogige Fenster fließt Licht in den mehr als 200 m2 großen Raum. Die kunstvoll maserierten Türen wurden restauriert, ein Kirchenmaler hat die reiche Farbfassung an den Wänden und Balken erneuert.

Die umlaufende Bank für die Tänzerinnen und Tänzer und die Zuschauer/-innen und der blechbeschlagene Schanktisch wurden rekonstruiert. Und ein robuster Fasslbock musste her, damit zur Eröffnung am 3. Oktober 2013 ein frisches Fass Bier angezapft werden konnte. Im Mai 1915 war das zum letzten Mal geschehen. Natürlich hat das Salettl im Freilichtmuseum Finsterau wieder einen Boden aus dicken, breiten Holzdielen. Der Boden hat „Luft“, damit es beim Volkstanz nicht nur die Geige, die „Ziach“ und die Klarinette sowie das „Juchazn“ der Tänzerinnen zu hören gibt, sondern auch den Rhythmus der Schritte.Im Salettl von 1881 darf es wieder richtig rumpeln und dröhnen. Dass gute Tanzpaare auch leise können, das wissen wir schon, aber es ist halt was anderes, ob man „stad“ tanzen will oder ob man muss.

Ein Salettl fürs Feiern und Tanzen

Jedes Wirtshaus vor den Toren einer Stadt, das auf sich hielt, hatte in früherer Zeit bei seinem Biergarten eine Laube, noch besser aber eine Kegelbahn oder gar einen Sommertanzsaal. Diese Bauten waren alle aus Holz errichtet, meist farbig gefasst, mit Schnitzwerk und Sägeornamenten geschmückt. Lichtbildpostkarten halten die Erinnerung an diese „Lustbauten“ des Bürgertums fest. Trink- oder Bierhalle, Tanzsaal oder Salettl wurden sie genannt. Bis 1914/15 sind viele Bauten dieser Art errichtet worden, sie waren wesentlicher Teil der bürgerlichen Freizeitkultur nach 1848. Erhalten sind nur sehr wenige. Kriege haben zur Dezimierung beigetragen, denn vielfach standen die betreffenden Gaststätten bei Bahnhöfen oder an stark frequentierten Straßen. Oftmals mussten die Holzbauten ganzjährig nutzbaren Massivbauten weichen. Oder sie verfielen und wurden abgerissen.

Auch im Winter für "alle Art von Vergnügungen"

Ein 1884 datierter Eintrag im Bauakt führt an, dass „vor ca. 3 Jahren“, also 1881, ein Wirt Namens Mathias Späth eine „Trinkhalle“ erbaut habe. Und es heißt dort, das Anwesen verfüge „ganz besonders über eine den Anforderungen der Neuzeit entsprechende geräumige Glashalle, in welcher – da dieselbe heizbar ist – auch im Winter alle Art von Vergnügungen wie Bälle, Hochzeiten etc. abgehalten werden können“. Die Konzession wird erteilt, weil „die Ortschaft

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Mariahilf – der Hauptstraße Passau-Schärding entlang – von sehr vielen Bewohnern der Stadt als Ausflugsort besucht und in Folge dessen die Späth’sche Wirtschaft zur Labung sehr in Anspruch genommen und auch in den Sommermonaten die genannte Ortschaft von Fremden zum Sommeraufenthalt bezogen wird“. Das Salettl aus Passau-Mariahilf ist nun, 133 Jahre nach seiner Erbauung, wieder ein Ort der Geselligkeit und der Brauchtumspflege. Musikantinnen und Musikanten sowie Volkstanzgruppen können sich dort zum Lernen und zum fachlichen Wettstreit, vor allem aber zum gemeinsamen Musizieren und Tanzen treffen. 

 Diese und viele andere interessante Beiträge gibt es in der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift "BRAUCHma". 

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